Wenn es dunkel bleibt!

Noch immer ist es ein Tabu. Es ist die Scham und die Angst, nicht verstanden, abgelehnt und stigmatisiert zu werden. Ausgeschlossen zu sein, von all den glücklichen Müttern und Familien um einen herum, weil man anders fühlt. Weil es anders ist! Wenn die Geburt nicht Glücksgefühle hervorbringt, sondern Ängste, Panik, Lethargie und Ohnmacht, dann wird aus dem hoffnungsvollen Licht der Schwangerschaft plötzlich Dunkelheit, Schatten und Traurigkeit. Die Frauen schämen sich, als Mutter nicht gut zu sorgen. Sie haben Ängste, nicht zu genügen und sie haben schlicht weg nicht die Kraft. Keine Kraft den Alltag zu bewerkstelligen. Und dann wird jeder Tag ein K(r)ampf. Und es gibt die Frauen, die es schaffen, die Fassade aufrecht zu erhalten. Sie schaffen es, andere hinters Licht zu führen, und ihre eigene Dunkelheit zu verbergen. Die Menschen drum herum fragen dann meistens nicht nach, sondern beurteilen die Mutter als sonderbar, anders oder komisch. Dabei leidet sie. Leise- in sich. Dabei versucht sie es so gut wie möglich zu machen!

 

Postpartale Depression und postpartale Psychosen (wenn auch deutlich weniger)  im und über dem Wochenbett hinaus sind heute keine Seltenheit mehr. Bis zum ersten Lebensjahr leiden bis zu einem Fünftel aller Frauen an Postpartaler Depression bzw. an einigen ihrer Symptome. Depressive Verstimmungen hat jeder in seinem Leben schon erlebt oder neigt in Veränderungsprozessen öfter dazu. Das ist normal. Sie werden auch deutlich in Lebensphasen, die normalerweise mit Freude, Glück und Lebengenuss verbunden werden. Die Schwangerschaft löst in uns Fragen zu unserer eigenen Herkunft auf und Fragen über die Erwartungen nach der Geburt. Auch hormonelle Umstellungen können Depressionen auslösen. Die Zeit nach der Geburt eines Kindes ist für eine Frau ein der größten Erfahrungen, die unendlich viel Kraft braucht. Etwa die Hälfte der Mütter erleben in den ersten Tagen nach der Entbindung eine kurze Phase, in der sie besonders reizbar, ängstlich, nervös und traurig sind- der "Baby blues“. Plötzlich will man das Kind nicht mehr, fühlt sich eingeengt und von der Verantwortung übermannt.  Die Stimmungsschwankungen, die Erschöpfung, die Müdigkeit, die Ruhelosigkeit und das Weinen begleiten sie. Dieses Tief löst sich in der Regel schnell wieder auf. Erst wenn die depressive Symptomatik länger andauert, handelt es sich um eine ernsthafte Wochenbettdepression, eine postpartale Depression.Wenn die depressiven Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten kann sich eine ernstzunehmende Erkrankung mit potenziell schweren Folgen für Mutter, Kind und oft auch die ganze Familie entwickeln: eine Postpartale Depression. Sie ist eine häufig auftretende psychische Erkrankung nach der Geburt, die professionell behandelt werden muss und auch gut behandelbar ist.

Auch wenn die Medien suggerieren, dass sich diesem Thema ausreichend gewidmet wird, so ist es leider noch nicht ganz der Fall. Langsam erst wird sich der wissenschaftlichen Untersuchung der postpartalen Depression- ihre Entstehung, Ursachen und die Folgen- zugewandt.

 

Dennoch möchte ich allen Frauen und auch Vätern mit auf dem Weg geben, dass in innen mehr Kraft und Wille wohnt, als angenommen. Der Weg zu einem Psychologen, einer Therapeutin oder einer Krisenbegleitung ist der Beginn von einem kleinen Licht. Wie bei einer Kerze. Das innere Feuer (Lebenswille) wird wieder entfacht und nimmt seinen Lauf.  Und dann wird es wieder heller. Jeden Tag ein bisschen mehr.

 

Foto: Alexander Weigt

 

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